Die App "Stay
Informed" (ehemals Kita-Info-App und Schul-Info-App) wird
von vielen Kitas, Horte, Schulen und Pflegeeinrichtungen im deutschsprachigen
Raum genutzt. Sie wird verwendet, damit Eltern oder Angehörige
digital kommunizieren und Einrichtungen beispielsweise Infos und
Termine bereitstellen können. Außerdem beinhaltet das
System der Freiburger Stay Informed GmbH eine Chatfunktion.
Die Themen Datenschutz- und Sicherheit stellt das Unternehmen gegenüber
seinen Kunden in den Vordergrund. Unter anderem werden externe "regelmäßige
Pentests" durchgeführt. Das Unternehmen sagt: "Ein
Team aus IT-SicherheitsexpertInnen und DatenschützerInnen begleitet
die Weiterentwicklung unserer Software, um Ihnen eine sichere und
gleichzeitig einfache Lösung gewährleisten zu können."
Allerdings existiert in der App ein massives Datenleck. Das Unternehmen
speichert laut c't auf einem frei zugänglichen Webserver große
Mengen an Dateien, die teilweise von Nutzern der Stay-Informed-App
stammten.
Über das Klartext-Protokoll HTTP war der Server erreichbar
und lieferte direkt ein "Directory Listing" seines Inhalts.
Dies sollte möglichst deaktiviert sein. Das gravierende aber
soll der fehlende Zugriffsschutz auf die Dateien gewesen sein.
Bei Stay Informed kommt keine Transportverschlüsselung zum
Einsatz, obwohl die Kommunikation über Port 443 lief, der eigentlich
für verschlüsselte HTTPS-Kommunikation
vorgesehen ist. Knapp 1500 CSV-Dateien, die jeweils persönliche
Daten einer Vielzahl von Personen enthielten, insbesondere von Minderjährigen,
sollen sich unter den ungeschützten Daten befunden haben.
Mehr als 11.000 deutsche Kitas, Horte und Schulen mit über
842.280 Nutzer sind am System "Stay Informed" angeschlossen,
wie der Anbieter auf seiner Website berichtet.
Am 18. März soll c't "Stay Informed" über die
Lücke informiert haben und der Geschäftsführer Jürgen
Thiel soll umgehend reagiert haben. Laut Angaben bestand die Fehlkonfiguration
des Webservers, und damit die öffentliche Zugriffsmöglichkeit,
nach "derzeitigen Kenntnisstand frühestens seit dem 20.10.2021
und spätestens seit dem 18.08.2023".
Mit den Kunden schließt das Unternehmen einen Auftragsverarbeitungsvertrag
ab und stellt demzufolge seinen Dienst als "Software-as-a-Service"
bereit. Nach DSGVO sind damit die über 11.000 Einrichtungen,
die jetzt jeweils einen individuellen Datenschutzvorfall im Haus
haben, den sie in vielen Fällen der zuständigen Landesdatenschutzbehörde
und eventuell sogar den betroffenen Eltern melden müssen, verantwortlich.
Stay Informed rät den Einrichtungen: "Aus unserer Sicht
ist es erforderlich, dass Sie Ihre zuständige Datenschutz-Aufsichtsbehörde
informieren. Die Risikoeinschätzung müssen Sie als verantwortliche
Stelle selbst vornehmen und basierend darauf entscheiden, ob Sie
Ihre App-Nutzer:innen informieren. Hierzu benötigen Sie jedoch
die Information, ob Ihre Einrichtungen exportierte Dateien hochgeladen
haben. Wir stellen Ihnen diese Informationen so schnell wie möglich
zur Verfügung."
Stay Informed versichert derweil in der Infomail: "Unsere
IT-Sicherheitsbeauftragten haben unsere gesamte Infrastruktur überprüft.
Diese Prüfung ergab keine weiteren Lücken dieser Art.
Wir haben sie beauftragt, unsere Infrastruktur wöchentlich
automatisiert zu scannen. Wir gehen davon aus, dass ein solcher
Fehler dann zeitnah auffällt und behoben wird."
(ts, hannover)
(siehe auch: Heise-News-Ticker)
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