Russ Cox, ein Google-Software-Ingenieur, vertritt die These, dass
auch Open-Source-Projekte davon profitieren, nach Hause zu telefonieren.
Er leitet die Entwicklung der auf offenen Quellcode setzenden Programmiersprache
Go. Bei der Nutzung von Go-Kerninstrumenten sollen anfallende
Telemetriedaten gesammelt und ausgewertet werden, schlägt er
vor. Standardmäßig soll der Mechanismus angeschaltet,
ein Opt-out aber "einfach, effektiv und dauerhaft" möglich
sein. Dieser Ansatz stößt in der Go-Entwickler-Community
auf große Bedenken.
Cox fragt in seinem
Vorschlag auf der Code-Hosting-Plattform GitHub, wie Entwickler
herausfinden können, welche Teile ihrer Software genutzt werden
und ob sie wie erwartet funktionieren. Für ihn ist die Antwort
"die Telemetrie." Eine Anwendung sende dabei an einen
zentralen Server, die Programmierer unterstützen könne.
Dass Open-Source-Initiativen "neue Telemetriedesigns erforschen",
hält der Google-Mitarbeiter es daher für nötig. Entwickler
könnten damit "effizient und effektiv" arbeiten,
"ohne invasive Spuren detaillierter Benutzeraktivitäten
zu sammeln".
Allein auf GitHub löste der Plan innerhalb weniger Tage 506
Kommentare aus. Mittlerweile hat Cox die dortige Diskussionsfunktion
geschlossen, da sich die Debatte im Kreis zu drehen begonnen habe.
Einige Kommentatoren waren begeistert, andere protestierten.
Der IT-Berater Jacob Weisz beispielsweise zeigte sich schwer enttäuscht.
Gegenüber
dem Online-Magazin "The Register" erläuterte
er seine Einwände: "Viele Community-Mitglieder sind der
Meinung, dass die Telemetrie entweder auf freiwilliger Basis oder
überhaupt nicht eingeführt werden sollte". Zum weiteren
Vorgehen habe das Go-Team keine Angaben gemacht. Die Entscheidung
sei möglicherweise bereits gefallen. Vergleichbar sei das Vorhaben
mit Microsofts Ansatz, Telemetrie zu den .NET-Entwickler-Tools hinzuzufügen.
Wenn der Entwickler sich nicht dagegen entscheidet, übermitteln
diese standardmäßig Nutzungsdaten.
An die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erinnerte der französische
Programmierer François Nonnenmacher. Eine Opt-out-Möglichkeit
reiche nicht aus, sobald nur ein einziger identifizierbarer Datensatz
erfasst werde. Der Europäische Gerichtshof habe zudem das transatlantische
Datenübertragungsabkommen Privacy Shield gekippt. Es drohten
bei DSGVO-Verstößen hohe Geldstrafen.
(ts, hannover)
(siehe auch: Heise-News-Ticker)
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