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Ende vergangener Woche lief erstmals ein Routinetausch des Master-Schlüssels
(Key Signing Key, KSK) für die zentrale Root Zone im weltweit
benötigten Domain Name System (DNS). Offensichtlich erwischte
der Rollover den irischen Breitband- und Mobilfunkanbieter Eir kalt:
Wütende Nutzer meldeten ab Samstagabend zunehmend über
alternative Kanäle Ausfälle ihrer Dienste, inklusive des
TV-Angebots. Das Unternehmen entschuldigte sich, wie
die BBC berichtete, mittlerweile schmallippig für ein "DNS
Problem.
Die Firma hatte spätestens seit 2013 die DNS-Validierung angeschaltet,
wie eine Übersicht (PDF) von APNICs Chefwissenschaftler Geoff
Huston bestätigt. Offenbar geschah das aus gutem Grund: 2009
war Eir Opfer breit diskutierter Cache-Poisoning-Attacken.
Da der ehemalige Staatsmonopolist zehnmal neue Hauptanteilseigner
bekam in den vergangenen 20 Jahren und Aufgaben laut Experten verstärkt
outsourcte, kann das Wissen schlicht verloren gegangen sein, dass
der 2010 generierte KSK in eigene DNS-Resolver eingepflegt wurde.
Nach Ablauf seiner Time-To-Live führte das Weiternutzen des
alten KSK ab Samstag, 13.10.2018, 18:00 Uhr CEST zu massiven Einschränkungen
bis hin zum Totalausfall von Diensten. Das Internet erscheint "tot",
da ohne aktuellen Schlüssel alle DNS-Anfragen scheitern.
Zunächst schickte Eir seine Kunden am Wochenende auf Fehlersuche
in deren lokalen Geräten. Am Samstag räumte das Unternehmen
dann in zwei Tweets die eigenen Probleme ein und entschuldigte sich.
Am Rande des laufenden RIPE-77-Treffens
in Amsterdam sagte ein Experte, dass sich findige Eir-Nutzer teils
durch das Umstellen auf Public Resolver geholfen hätten.
Willem Toorop von Nlnet Labs, der detaillierte Statistiken zum
KSK Rollover hat, konnte bestätigen, dass wegen Validierungsproblemen
Nutzer aus dem Eir-Netz zu Googles DNS-Servern wechselten (8.8.8.8/2001:4860:4860::8888
und 8.8.4.4/2001:4860:4860::8844). Das Problem war am Sonntag endlich
irgendwann behoben. In Amsterdam berichteten Experten der ICANN,
dass bislang erfolglos versucht wurde, den Eir-Vorfall zu klären.
Bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN)
Insgesamt ist man mit dem Schlüsseltausch allerdings hoch zufrieden:
Bei Ed Lewis, einem der DNS-Technikexperten der ICANN, kam eine
einzige Fehlermeldung an. Über Centos, PowerDNS und Bind-Mailinglisten
wurden vereinzelte Probleme kleiner Resolverbetreiber verbreitet,
so Anand Buddhev, DNS-Experte des RIPE NCC.
Lewis mahnt, dass auch in den nächsten Wochen noch Hinweise
zu Problemen und Fehleranalysen kommen könnten. Beispielsweise
gab es, ironischerweise einer, die ICANN selbst nutzt, hart eingebaute
alte KSKs bei mindestens einer Netzwerk-Monitoring-Software. Nach
Ansicht der Experten zeigen die kleineren Ausfälle lediglich,
dass künftig auch Anwendungen abseits klassischer DNS-Resolver
beim Key Rollover Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse.
Cloudflares
Public-DNS-Dienst (1.1.1.1/2606:4700:4700::1111 und 1.0.0.1/2606:4700:4700::1001)
lieferte bei der Aktivierung des neuen Schlüssels am vergangenen
Freitag (11.10.2018) um 18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit den
ersten großen Sprung. Jemand bei Cloudflare hatte via Public
Interface die Erneuerung des Caches erzwungen und die Umstellung
auf den neuen Schlüssel dadurch beschleunigt. Google machte
aber laut Toorop am Samstag ebenfalls einen großen Satz, überließ
das Auslaufen aber der TTL und damit den Umstieg sich selbst.
Die Tatsache, dass der Schlüsseltausch auf oberster DNS-Ebene
so glimpflich über die Bühne ging, bescherte der ICANN
bereits wenige Stunden später die Debatte, ob nun nicht monatlich
oder doch mindestens jährlich der kryptographische Schlüssel
gewechselt werden sollte. Der KSK Rollover ist allerdings erst vollständig
abgeschlossen , wenn der alte Schlüssel im Frühjahr 2019
widerrufen sein wird, mahnt Lewis.
(mt, hannover)
(siehe auch Heise
News-Ticker:)
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