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Zum jahrelangen Datenleck im Online-Netzwerk Google Plus hat der
Hamburger Datenschutz-Beauftragte Johannes Caspar Ermittlungen eingeleitet.
"Offenbar hat Google den Vorfall bewusst verschwiegen, damit
Gras über die Sache wächst", erklärte Caspar
der dpa. "Zentrale Frage wird sein, wann die Lücke durch
Google geschlossen wurde", betonte der Datenschützer mit
Blick auf die seit dem 25. Mai greifende EU-Datenschutzgrundverordnung
(DSGVO),
welche hohe Strafen bei Verstößen vorsieht.
Habe Google
den Fehler noch im März ausgeräumt, gelte dafür das
alte Recht des Bundesdatenschutzgesetzes. "Dies setzt bei der
Informationspflicht hohe Hürden und greift nur für den
Fall, dass besonders sensible Daten von der Lücke betroffen
waren", erläuterte Caspar. Von dem Datenleck aus den Medien
habe auch seine Behörde erfahren. "Letztlich erschwert
die Verschleierung des Tathergangs und der zeitliche Ablauf die
Möglichkeiten, Inhalt und Umfang des Verstoßes aufzuklären",
kritisierte der Datenschützer.
Durch eine Software-Panne in dem Online-Netzwerk waren Basis-Profilinformationen
wie Name, E-Mail-Adresse, Geschlecht oder das Alter von Nutzern
für App-Entwickler ohne Erlaubnis jahrelang abrufbar, wurde
von Google
mitgeteilt. Hinweise darauf, dass die Lücke ausgenutzt
wurde, habe der Internet-Konzern keine, ebenso wenig wie Daten,
um das rückwirkend zu prüfen. Die Lücke sei im März
entdeckt und umgehend geschlossen worden. Damals entschied sich
der Konzern dafür, weder die potenziell Betroffenen noch die
Öffentlichkeit zu informieren.
Es könnten potenziell Profile von bis zu 500.000 Konten bei
Google Plus betroffen sein, erklärte der Internet-Konzern unter
Verweis auf eine Analyse der Daten von zwei Wochen im März.
Da Nutzungslogs nur zwei Wochen lang gespeichert würden, könne
der Konzern aber keine weitergehenden Angaben machen. Auf die Schnittstelle
mit der Datenlücke könnten bis zu 438 Apps zugegriffen
haben.
Die Situation sei für Caspar vergleichbar mit dem Facebook-Datenskandal
um Cambridge
Analytica, "bei dem bereits für die Masse der einzelnen
Fälle Verjährung eingetreten war und eine nachträgliche
Ahndung nur nach dem alten Recht möglich gewesen war".
Erst mehrere Jahre später war die Weitergabe der Informationen
von Facebook-Nutzern an die Datenanalyse-Firma bekannt geworden,
obwohl das Online-Netzwerk seit Ende 2016 davon wusste. Caspars
Behörde stellte entsprechend vergangene Woche das Bußgeldverfahren
gegen Facebook ein.
Google will abgesehen vom potenziellen Ärger mit Datenschützern
sein soziales Netz sowieso einstellen, da Google Plus derzeit von
Verbrauchern kaum genutzt werde. 90 Prozent der Interaktionen der
aktiven Benutzer dauerten weniger als fünf Sekunden, führte
der Konzern weiter aus. Nach einer zehnmonatigen Übergangszeit
Ende August kommenden Jahres solle die Einstellung der Verbraucherversion
abgeschlossen werden. Damit gesteht Google auch offiziell die bereits
klare Niederlage im Wettstreit der Online-Netzwerke mit Facebook
ein. Google Plus soll für die interne Kommunikation in Unternehmen
aber weiterbetrieben werden.
(jf, hannover)
(siehe auch Heise
News-Ticker:)
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