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Überraschend zieht sich Linux-Erfinder Linus Torvalds aus der Entwicklung des Linux-Kernels zurück. Um sein "Verhalten zu ändern" nimmt er eine Auszeit. Dies kündigte er in der Linux Kernel Mailing List (LKML) an. Dabei entschuldigte er sich bei den Menschen, die er mit seinem persönlichen Verhalten gekränkt und damit von der Kernel-Entwicklung abgehalten habe.

Ursache für die Entscheidung war offenbar eine Diskussion um den jährlichen Kernel Maintainership Summit, an dem Torvalds nach eigenen Angaben erstmals seit rund 20 Jahren nicht teilnehmen wollte. „So, hier sind wir nun, ich habe endlich erkannt, dass es nicht wirklich lustig oder ein gutes Zeichen war, dass ich gehofft hatte, den jährlichen Kernel-Gipfel ganz zu überspringen, und andererseits festgestellt habe, dass ich einige ziemlich tief sitzende Gefühle in der Gemeinschaft wirklich ignoriert habe“, schreibt Torvalds.

Er räumt ein, dass er bei der Entwicklung von Kernel-Patches Mitglieder der Entwickler-Community persönlich angegriffen hat. Die Community hat ihn vergangene Woche mit seinen Fehlern konfrontiert. „Ich weiß jetzt, dass ich mich falsch verhalten habe und es tut mir wirklich leid.“

Torvalds betonte jedoch, dass er nicht „ausgebrannt“ sei und sich deswegen aus der der Linux-Entwicklung zurückziehe. „Ich fühle mich nicht so, als wollte ich nicht mehr an Linux arbeiten. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich möchte sehr wohl das Projekt fortführen, an dem ich seit fast 30 Jahren arbeite.“

Nicht nur als Linux-Erfinder ist Torvalds bekannt, sondern auch als Kritiker der harsche Worte nicht scheut. Im Zusammenhang mit den Chip-Sicherheitslücken Meltdown und Spectre warf er Intel beispielsweise Inkompetenz vor. Unter anderem fragte er, ob Intel vorhabe, „uns für immer und ewig Scheiße zu verkaufen“.

2016 hatte Torvalds einem Google-Mitarbeiter sogar unterstellt, mit Absicht im letzten Moment einen Bug in den Release Candidate einer neuen Kernel-Version eingeschleust zu haben. Torvalds kritisierte aber auch sich selbst, weil er den Fehler nicht entdeckt und die Code-Änderung abgenickt hatte.

Für seine Entscheidung, sich professionelle Unterstützung zu suchen, lobte Jono Bacon, Community Strategy Consultant, Torvalds. „Es ist leicht zu vergessen, dass Linux von einem ruhigen finnischen Kind in seinem Studentenwohnheim gestartet wurde. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass nur weil sich Linux elegant weiter entwickelt hat, das nicht bedeutet, dass Linus es auch geschafft hat. Er ist keine Codebasis, er ist ein Mensch, und Fehler sind beim Menschen schwerer zu erkennen und zu beheben.“

(hv, hannover)

(siehe auch zdnet.de:)

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